Sonntag, 2. November 2025

Der Schwendisee O-Ton

Inspired by nature- Inspiriert durch die Natur

 

 

 

Der Natur eine Stimme, im Originalton; Gedanken zum fünften Jahr als Schwendiseewart

Der Natur eine Stimme. Was würde der Schwendisee sagen, wenn er eine Stimme hätte. Das Moor, der Wald, der Steg, die Ringstrasse, ja, der hintere See; was wäre ihre Rede an uns.

An uns, die Besucher; an uns, die wir da oben wohnen; an uns, die wir nach oben fahren, um zu entspannen; an uns, die wir da oben wirtschaften; an uns, die wir da oben einem Hobby nachgehen. Was wäre die Rede des Naturschutzjuwels Schwendisee?

Nehmen wir zuerst den prominentesten Vertreter. Ein Jahr ist es her, seit das Klanghaus ihren Betrieb aufgenommen hat. Musiker, Kursteilnehmer, Konzertbesucher, man sieht sie über die vordere Schwendistrasse laufen, im Klanghaus verschwinden, am Hüpfwasser beim Stall stehen, oder sich im Gelände verteilen.

 

Der O-Ton müsste hier lauten:

Liebe Kulturbegeisterte, das Gebäude soll mich ersetzen? Der ich das Echo aus dem Felsenrund unterhalb des Rückens zur Freude aller zurück in die Schwendi werfe? Guter Versuch, netter Versuch. Aber so war das schon immer. Der Mensch versucht die Natur zu imitieren. Immerhin beehren mich einige Künstler und singen auch auf meiner Unterlage, der Wiese, oder bei den Feuerstellen. So kann ich zeigen, wie ich einem Ton eine natürliche Umgebung biete. Und wenn sie lernen, viel Zeit mit mir zu verbringen, werden sie den verborgenen Sound der Natur erleben. Anstatt ihn mit diesem grossen Bau zu erzeugen.

 

Was sagt die Natur im O-Ton über die Fischer?

Oh, ja! Es gibt sie. Die kein Gebäude errichten, um bei mir zu sein. Sie gehen zum Seeufer, zum Schilf; sie kommen hier an den Schwendisee, um das Moor zu erleben. Mein weiches Moos, die Gräser, die hier wachsen, das halbvermoderte Holz des nahen Waldes, das der Wind in den weichen seenahen Untergrund getrieben hat. Aber was ist das? Sie schützen sich mit diesen Fusseinfassungen. Sie können mich nicht spüren. Ärgern sich, wenn da Wasser eindringt. Manche stehen auf dem Steg. So kann ich an windarmen Tagen mit einer spiegelglatten Wasseroberfläche aufwarten. Die Ruhe, die ich als See generiere, vermitteln. Oh ja, sie werden immer wieder kommen; auch wenn sie ihre Füsse schützen. Ich gebe ihnen Frieden. Und manchmal auch aus der tiefe meiner Fülle, nämlich einen Fisch.

 

Was sagt die Natur im O-Ton über die religiösen?

Nicht ganz im Klaren bin ich über jene Leute, die auf dem Steg ihren Körper verrenken. Oder die im Wald einen Baum umarmen. Ich mein, was erwarten sie? Oder vielmehr, von wem erwarten sie etwas? Ich bin da nicht ganz sicher, was ich da geben kann. Ist ihnen meine Einfachheit zu wenig, dass sie Kraft aus einer Philosophie schöpfen, statt aus meiner wilden ruhigen Schönheit. Denken die an mich, oder an eine mystische Gottheit? Ich weiss es nicht und rätsle. Auch bei den Umarmern. Die Borke soll was vermitteln? Und dann kommen sie mit den Armen nicht mal um den ganzen Baum. Das versteh ich nicht. Naja, wenn sie dabei glücklich werden.

 

Gut. Und was sagt die Natur im O-Ton über die Sportler?

Dann gibt’s noch die, die im Eilzugtempo durch meine Eingeweide rennen, oder fahren. Mir bleibt gerade noch Zeit, ihnen einen Hauch meines Lebens hinterherzuwerfen. Schon sind sie durch. Sie verbringen nicht wirklich Zeit hier. Sie strengen sich an, mich so rasch wie möglich zu besiegen und wieder zu verlassen. Ich habe aufgehört, mich über sie zu beschweren. Manchmal, wenn sie stürzen, kann ich als Mutter Natur meine Hände nach ihnen ausstrecken. Durch die Zeit, die sie dann gewinnen, vermitteln, dass ich gemacht bin, dass der Mensch verweilt. Nur so kann ich es anfangen, ihnen einen Sinn zu vermitteln.

 

Die Natur im O-Ton über Schwimmer

Dann gibt’s noch die, die mich, den See, durchpflügen, um auf die in mir verankerte Plattform zu gelangen. Oder sie schwimmen mit einem mir unbekannten Objekt um den See. Ihnen kann ich die erfrischende Kraft des Wassers vermitteln. Indem ich den Körper umspüle, ziehe ich den Fokus ihrer Gedanken auf mich. Sie müssen sich notgedrungen um mich kümmern. Um die Feuchtigkeit, die Temperatur. Wenn sie aus dem Wasser steigen, fühlen sie sich erholt, ich kann es sehen. Das erfreut mich. Und es spiegelt ein Grundsatz meines Wesens. Wer sich überwindet, um mich zu erleben, den beschenke ich mit Lebensfreude.

  

Der Natur O-Ton über die Grillfreunde

Dann erlebe ich hautnah immer wieder die, die um diese Festungen aus einem Element stehen, das ich nicht kenne. Bald schon steigt eine Flamme daraus empor. Und bald schon ein Geruch von etwas, das sie von mir, der Natur, haben. Ich mag nicht genauer hinsehen. Aber ich glaube, es ist der Geruch von totem Tier. Und manchmal auch der zu Dampf gewordene Saft von irgendwelchen Sachen aus der Erde, Wurzeln oder so. Sie vergnügen sich an einem Produkt, das sie hergetragen haben. Stehen herum, machen Lärm, lassen weisse Stoffe im Wald liegen. Daran hängt ein Geruch, den ich als Mutter Erde nicht erzeugt habe, aber verdauen muss.

 

Der Natur O-Ton über den Ranger

Dann kommt an gewissen Tagen, meist bei schönem Wetter, noch dieser Mann mit dem Kübelchen und der Zange. Er soll doch mal bei Regen kommen. Da entfaltet sich die Schöpfung, die ich beherberge, auf besonders intensive Art. Er kann die Elemente bis auf die Haut spüren. Aber ich denke, auch er durchwandert mich bloss für einen Zweck. In den Jahren seit er hier ist, hat er gelernt, mehr Zeit bei mir zu verbringen. Ich denke, er spürt immer besser, wie wichtig dieser Teil der Natur ist. Versucht er mich zu schützen? Das frage ich mich. So wie er sich benimmt.

Denn eigentlich habe ich Freude, und zwar an jedem Besuch. Besonders, wenn die Kinder kommen. Für sie habe ich ein ganz besonders grosses Herz. Sie sollen mich spüren, die Natur am Schwendisee.

Und zum Schluss das Wort an alle. Im O-Ton von mir: Habt Zeit, wenn ihr kommt. Spaziert, seht, welch geniale Schöpfung ich bin. Ich, das kleine Naturjuwel Schwendisee.



Freitag, 1. August 2025

Neuerungen am Schwendisee August 25

 

Just zum Nationalfeiertag treten die neuen Gemeindebestimmungen, zur Parkplatzordnung am Schwendisee in Kraft. Es bleiben die 11 Parkplätze beim Stall eingangs Steg. Erweitert wurde das Angebot mit öffentlichen Parkplätzen beim Resonanzzentrum. Aufgehoben sind die Parkplätze auf der Wiese an der linken Seite des Schwendisees.

Neu: erste 15 Minuten Gratis, dann die Stunde vier Franken bei einer maximalen Parkzeit von vier Stunden.

 

 

Das Naturwunder Schwendisee ist die Heimat von vielen Tieren. Die Grauschwalbe sieht man segeln, auch der Graureiher war schon Gast, hie und da ein Frosch; Schmetterlinge und andere gefiederte Freunde haben hier ein zuhause; der Maulwurf gräbt seine Tunnels; der Hecht schwimmt seine Runden.

Auf dem Bild die Entenpopulation am 1.August 25

Ein Grund, den Naturschutz am Schwendisee ernst zu nehmen.
 

Montag, 21. Juli 2025

beherrschen oder verwalten

 

Wandert der befliessene Naturliebhaber vom dunklen Boden zum Oberdorf, wird er diese Stelle passieren: den Weg aus dem Wald bei der Donnertrommel. Dabei eröffnet sich ein atemraubendes Panorama. Der Blick auf Schafberg und Gulmen.

 

Es hat etwas Eigenes, den Flug des Schmetterlings in freier Natur zu beobachten. Sich Zeit zu nehmen, zu sehen, wohin denn seine Reise gehen könnte. Das unbeschwerte Geflatter widerspricht jeglicher Logik. Es ist mit keiner anderen Flugart vergleichbar.  Selbst der Spatz, wenn er auch kein eleganter Segler ist, flattert sich gerade vorwärts. Der Schmetterling aber fliegt mal links, mal rechts, mal nach oben und mal nach unten.

Er bewegt sich nicht entlang einer Linie.  

Er berührt diese höchstens, lässt seinen Flug aber nicht von ihr begradigen. Mit seinem lockeren Wesen verschafft er sich Freiheit und erfreut den Betrachter.

 

Auch die Generation nach dem zweiten Weltkrieg hat die gerade Linie verlassen. Die populäre Musik der sechziger hat einen unorthodoxen Stil angeschlagen. Laute Beats, wummernde Basslines und rauchige Rhymes. Kilometer weit hat sich ein Song aus den Sechzigern von der geraden Linie entfernt, um gegen den herrschenden Mainstream anzusingen:

Born to be wild.

Eine ganze langhaarige und ungewaschene Generation mit weiten Hosenstössen und blumigen Hemden hatte ein Hymne.

Was bitte schön? Oder wie? Wie kann ich wild sein, in diesem Leben hier. Das ganze Leben zielt darauf ab, ein fähiges Glied in der Marktwirtschaft zu sein. Eine Abweichung liegt da nicht drin. Wie kann ich etwas tun, das meinem eigenen Leben Freiheit verschafft?

 

Die Hippies der sechziger Jahre hatten die Linie verlassen. Sie hatten nicht vor, sich direkt und geradeaus zu bewegen. Darin eingebunden war eine kleine Minderheit. Es war auch die Zeit der Jesus People in Amerika. Während die Blumenkinder einfach nur das strenge Korsett der Gesellschaft abstreiften, wollten die Jesusjünger mehr. Sie kümmerten sich um ein neues Leben mit christlichen Werten. In der Schweiz hatten wir in den siebzigern die New Life Bewegung. Gestartet unter Drogenabhängigen in Zürich. (Man lese: Der Tod eines Gurus)

 

Schliesslich ist auch die Reformation der traditionellen Kirche im 16. Jahrhundert eine Bewegung, die sich nicht an die gerade Linie gehalten hat. Kirchen wurden gesäubert. Die Botschaft der Bibel wieder gepredigt. Zwingli forderte Glauben aufgrund der Predigt. Das katholische Sakrament war gefallen. Es entstand die reformierte Kirche. Nicht nur das. Es gab noch freiheitlicheres Geflatter: die Wiedertäufer. Das 16.Jahrhundert birgt auch den Kern der Glaubensfreiheit. Es entstanden die ersten Freikirchen.

 

Und so möchte ich als postmoderner Mensch die Frage stellen: „Wo könnte ich wieder die gerade Linie durchbrechen. Was täte mir gut, wo könnte ich den Mainstream verlassen?  Neben der Linie fliegen, wie es der Pipolder macht. Vielleicht ist der Blick in die eigene Vergangenheit gut. Welcher Zeitgeist, welche Bewegung hat mich am meisten geprägt? Habe ich auch mal begonnen, neben der Linie zu tanzen? Und hat mich schon lange wieder der breite Sog des Mainstreams im Griff?

 

So ist vielleicht nicht alles in der Jugend Begonnene mit schlechtem Ziel behaftet. Vielleicht bin ich ein Konsum-Kind, oder ein Gottes-Kind; ein Hippie- oder ein Bürgerkind, vielleicht ein Zuschnitt der Siebziger oder Achtziger; ein Arbeiter- oder Elitekind.

 

Als Schwendiseewart blicke ich den fünften Sommer von der Naturstrasse zum dunklen Boden über die Moorseen. Oder bei der Donnertrommel über die Weide zum Gulmen. Um zu beobachten, was der Falter anders macht. Oder die Jodler, die bald ins Klanghaus ziehen.

Ich entscheide über den Weg, den ich gehe, arbeite ohne Plan, gehe kapriolenartig vorwärts, die Natur vor Augen, die ich verwalten soll, ohne sie zu beherrschen.

Ich bringe das Holz, verräume den Güsel, repariere die Instrumente, rede mit den Leuten. So wirke ich ein wenig der stetigen Profitorientierung entgegen. Immer vor Augen, das Wunder des Schwendisees und: die Bewahrung der Schöpfung.

Freitag, 1. November 2024

The fortunate Summer of 2024: Der glückliche Sommer von 2024

 

Ein weiterer fantastischer Sommer hat sich geneigt, noch erstrahlen die Matten in herbstlichem Glimmen. 

Familien, Gruppen, sportlich ambitionierte, Musiker, jung und alt haben die Böden der Instrumente auf dem neu lancierten Klangweg bespielt.

Dabei konnten sie sich von der Qualität der Installationen überzeugen. Für Kinder die Schaukel an einem Baum im Wald unterhalb der Freienalp; für Erwachsene der Betruftrichter beim Herrenwald; für experimentelle Seelen das Röhrophon und das Waldweld im dunklen Boden.

 

Und während der Besucher in milder Jahreszeit die Höhen von der Sellamatt über Iltios nach Oberdorf bewandert, öffnet sich zwischen dem Tannengrün und dem Laubwald immer wieder der Blick auf den im Schein der Sonne glitzernden Schwendisee. Wie das Herz des Berges, der Arkenstein aus dem Roman „Der Hobbit“ von Tolkien, schmiegt er sich in die Senke zwischen Gamserrugg und Chäserrugg. Rauch steigt an schönen Tagen zur Mittagszeit von den vier Feuerstellen zum Himmel. Aber der Wanderer muss den Klangweg nicht verlassen, um sich für den Vesper zu wappnen. Der dunkle Boden, in der Etappenmitte des Klangwegs gelegen, bietet ebenfalls die Möglichkeit, seine Wurst schmackhaft zuzubereiten.

Während der Klangweg in schönster Natur die Seelen der Wanderer erfrischt, entsteht am Knotenpunkt von hinterer und vorderer Schwendistrasse das neue Produkt der Klangwelt Toggenburg: das Klanghaus.

Ein imposanter Bau, der sich in seinem fein geschwungenen Schindelkleid würdevoll in die Landschaft einfügt. Einheimische notabene, die rechteckigen. Und schon von Anfang an ist klar, das Klanghaus muss nicht um Anerkennung bitten; es überzeugt durch seine schlichte Schönheit.

Ausserhalb der Konstruktion, der begrünte Boden; er tut sich gerade noch schwer, eine ebenso würdevolle und gleichmässige Struktur zu erzeugen. Er bittet um das, was wir Menschen oft nicht haben: Zeit und Geduld, um zu werden.

Die majestätischen Ruggen darüber mit den schroffen Fluhen scheinen währenddessen dem Treiben der Menschen gelassen zuzusehen. Sie haben gesehen, dass sie bauen; sie haben gesehen, dass sie johlen; auf der Aussenplattform stehen um den Ton zu geniessen; hunderte Meter entfernt müssen sie stehen, sie, die doch Musik lieben und verstehen; und darum ein frohes Echo zurückwerfen: umsonst!

 

Klangweg und Klanghaus, ein technisches Produkt erstellt von Menschen, um die Gäste mit musikalischen Leckerbissen zu beglücken. Die passende Kulisse für einen glücklichen Sommer liefern die Natur, die Berge, die Wälder, die Fluhen: umsonst.

Der Schwendisee O-Ton

Inspired by nature- Inspiriert durch die Natur       Der Natur eine Stimme, im Originalton; Gedanken zum fünften Jahr als Schwendiseewart ...