Donnerstag, 27. Mai 2021

Mai der 28.: Der Jahresklang

Ich repariere den Jahresklang. Es ist das dritte Instrument, wenn man auf der Sellamatt die Wanderung über den Klangweg startet. Klangsteine aus Marmor sind auf einem runden Holzaufbau im Kreis angeordnet. Wie auf einem terassenförmigen Hang kullert die Steinkugel seinen Weg vom Start bis zum Ende. Die verschieden grossen und trapezförmigen Marmorsteine ergeben dabei eine Melodie. Die Gäste werden aufgefordert, die Augen zu schliessen, während jemand die Kugel ins Rollen bringt. Dabei soll herausgefunden werden, welche Tonfolge zu welcher Jahreszeit passt. Ein passender Einstieg in den Klangweg, bevor die Route in den Niederungen des Waldes zwischen Sellamatt und Ilitos verschwindet.

Der Jahresklang. Eine Aufbaute mit einem spektakulären Namen. Das Jahr in Tonflogen erleben. Die Jahreszeiten gerafft in vier Harmonien. Entworfen von einem Schreiner, der etwas von Gitarren versteht und jetzt Steine zum Klingen bringt. Eine wohltuende Bereicherung zwischen den anderen Klängen auf dem Weg.

Seit vielen Jahren ist der Klangweg im oberen Toggenburg fest installiert. Auf einer etwa dreistündigen Wanderung schattenhalb die Höhe entlang die Natur in Tönen erleben, ist die Idee dahinter. Zu entdecken, wie und auf welche Weise eine Materie als Resonanzkörper dienen kann und einen Ton erzeugt. Seiten die schwingen, schellen die bimmeln, Steine die singen, Felle die schwirren; ein Weg und 28 Instrumente, die Farbe durch Klang ins Obertoggenburg malen.

Eine beständige Viefalt an Tönen, wenn das Jahr und die Wetterlage in Passivität versunken scheinen. Eine Vielfalt an einfach zu bedienenden Instrumenten, die jeden und jede zu einem Musiker machen.Ein gelungenes Angebot, dass das Toggenburg aus den vielen schönen Gegenden des Wanderlandes Schweiz hervorhebt.

 


Samstag, 22. Mai 2021

Mai der 22.

 

In den von Wald überzogenen obertoggenburger Alpen liegt noch an manchen Stellen das Weiss. Der Besucher des Klangwegs trifft hie und da auf einen Rest des ausgehenden Winters. Die Resource des Schneesportlers liegt da wie ein von schlechter Laune entsorgtes Festkleid und verhindert ein zügiges Vorankommen. 

Der Schnee am hinteren Schwendisee ist jedoch endlich weg. Noch hat das Wetter aber keine Lust auf die wärmere Saison.  Die Vorboten sind jedoch da: Die Wiese begrüsst die ersten Blumen, die Schwalben schwirren durchs Tal, Stockenten tümmeln sich nahe dem Ufer, Spaziergänger schlendern durch das erwachende Paradies.

Im Gleichschritt mit dem Regen denkt der Mai jedoch nicht daran das Quecksilber in die Höhe zu treiben. Für einmal langsam und träge treibt die Natur dahin.

In starkem Kontrast zur manchmal bewegungslos scheinenden Natur stehen die Bemühungen des Menschen; darauf bedacht, jeden Tag die gegebenen Stunden und Minuten effektiv zu nutzen. Die Zitrone zu pressen, solange sie frisch ist. Es kann regnen, wenn die Sonne scheinen sollte; es kann sommerlich während des Winters sein; der Mensch erhebt sich am Morgen, es sei hell- es sei dunkel, es sei frühe- es sei spät. Die Normalität des menschlichen Erdenlebens, kein Nachlassen, keinen Stillstand. Ein Treiben, ein Rennen, ein Arbeiten, ein stetiges Leisten.

Hat also die Natur etwas falsch verstanden? Denn sie scheint gerade zu stehen. Kein erkennbarer Fortschritt. Kann man das als die uneffektive Haltung der Schöpfung bezeichnen?

Die sich stetig ändernde Position der Erde gegenüber der Sonne ist der Taktgeber des Frühlingerwachens. Das Vorrücken auf der Bahn rund um unseren Zentralstern ergibt den Wandel der Zeiten. Wir können uns darauf darum verlassen; jedes Jahr wird es wieder Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Ein stetiger Lauf der Zeit. Ein harmonisches Gefüge. Es ist als wollte die Natur nur eines sagen: Ich bin nicht im Verzug, ich weiss, was ich tue, ist alles im Lot, alles hat einen Sinn. Sie ist irgendwie losgelöst vom menschlichen Willen.  Die Ausprägungen im Wandel der Zeit, können darum ein Geschenk des Lebens sein. Ein Hinweis der Ruhe; ein Hinweis für den Umbruch allen Lebens. Auch dafür steht die Natur. Auch das ist ein Teil der Gegend rund um den Schwendisee.

Donnerstag, 13. Mai 2021

Mai der 13.

 

Schon in beachtlicher Grösse durchfliesst die Wildhauser Thur das Dorf Unterwasser. Ein etwas kleineres Bachbett leitet den Nasenbach ins Tal. Schliesslich sind es noch hie und da Rinnsale, die die Bergwiesen durchfurchen. Auf dem Weg von Unterwasser Richtung Schwendi über die alte Schanze das Geräusch von fliessendem Wasser, das sich stetig verändert. 

Von der Wildheit des Dorfbaches während der Schneeschmelze zum Stillen Rauschen in der Waldkathedrale, bis dann noch ein Gluckern und Gurgeln den Wanderer begleitet. Eine stetige Veränderung der Naturakustik. Getragen von der Stille eines frühen Abends, wenn die Arbeiten schon schweigen. Jeder Höhenmeter schattenhalb den Rücken empor ein Schritt in eine andere Welt.

Das Lied der erwachenden Schöpfung rund um den Schwendisee eine Belohnung an die Besucher. Die Vorboten hervorbrechender Farben:

das Anreichern der Luft mit natürlichen Aromen; ruhig kräuselndes Wasser als Plattform für den beginnenden Tanz der Insekten; das Wandeln über den sicheren Steg eine Einladung zum Verweilen; aus den tiefen der Waldfluren der Ruf geheimnisvoller Geschichten. 

Die Resource Welt ein frank und freies Geschenk des unsichtbaren Einen. Kraft für die Seele durch scheinbaren Stillstand. Das Harren mit den Bewohnern und Gästen auf den nächsten Aufbruch. Ein Aufbruch in energiegeladenes Leben.

Impressionen Mai 21

 




Freitag, 7. Mai 2021

Mai der siebte!

Tag vom 07.05.21

In einer weiten Senke in den Toggenburger Voralpen liegt ein Juwel der Natur: der malerische Schwendisee. Die Landschaft geprägt durch den Zahn der Zeit; von Sonne, Wind, Regen und der jedes Jahr wieder spriessenden Natur; entworfen in mannigfaltiger Kreativität.

An diesem Tag ein Entwurf wie ein unfertiges Bild. Der dunkel spiegelnde See, das honigfarbene Moor, die leuchtend grünen Matten, die majestätischen Bergstürze, das verspielte Grau der Wolken, Altschnee wie ewiger Firn: Ein Erwachen der Schöpfung zu einer kompakten Einheit, das Werk des einen Meistermalers.

Eine siedlungsnahe Idylle inmitten des obertoggenburger Landwirtschafts- und Kulturbetriebes. Von der Gemeinde als Erholungsraum gehegt und gepflegt. Für die Bedürfnisse der Besucher ein rundum kompaktes Angebot.

Joggen, gehen, dehnen; hören, riechen, sehen; lesen, reden, meditieren. Eine von der Natur und der Gemeinde bereitgestellte Landschaft, um die mannigfaltigen Aspekte der Erholungskultur zu befriedigen. Das Erleben des Menschseins verstärkt durch die einmalige Atmosphäre rund um den Schwendisee.

Aber: Erneut von fern betrachtet der Lenz seine Jahreszeit. Der Mai der siebte ein Tag durchzogen gegen Mittag von Schneetreiben und eisigen Winden. Das Erstarren des Wonnemonats in einem letzten Hauch von Winterkälte.

Gegen Abend klart das Wetter auf. Ein hoffnungsvoller Anfang. Im Hinterkopf die Prognose fürs Wochenende: sonnig und endlich warm! Für uns ein geduldiges Warten, Schauen, Dulden; das Wetter möge endlich den ewigen Lauf der Gezeiten bestätigen!


Saison 23 am Schwendisee und auf dem Klangweg: in Bildern

  Wie ziehende Wolken ist der Winter 22/23 dahingegangen. Mit einem fernen Gruss seiner Schneepracht, die er eigentlich abliefern sollte. Bl...