Donnerstag, 17. Juni 2021

Plattform Schwendisee, Juni die Dritte

 

Eine Begegnung der anderen Art

Bild: der hintere Schwendisee, im Hintergrund die Ausläufer des Alpsteins

Plattform Schwendisee. Eine Begegnung mit Rene Peier, seines Zeichens passionierter Bühnendramatiker aus Zürich. Sitzt an der Ecke Seegüetli über dem Bach neben der Hartholzbeige. Fünfmal habe ich an diesem Morgen das Vergnügen, an ihm vorbeizufahren.

Das erste Mal ist er für mich ein Gast, der nach den intensiven Regenfällen das endlich milde Wetter geniesst. Dann höre ich beim zweiten Mal, dass er spricht. Nicht leise vor sich hin, sondern laut und deutlich. Mit sich selbst, denke ich. Ebenso das dritte Mal. Wieder höre ich ihn sprechen. In der Hand irgendein Papier. Ich den Rechen für das angeschwemmte Kies auf dem Rücken. Versuche es als normal zu betrachten, dass jemand einfach vor sich hinredet. Aber geht nicht. Bekannte Gedanken melden sich: Selbstgespräche, weit und breit kein anderer, da stimmt was nicht.

Mit dem Kessel für die nasse Asche fahre ich erneut an ihm vorbei. Er steht auf, eilt mir entgegen. „Kennen sie den „Armen Mann aus dem Toggenburg?“ Ich verneine. Hätte aber das Buch schon in der Hand gehalten. Es sei mir eben in einer zu alten Sprache geschrieben, verteidige ich mich. Wir kommen ins Gespräch über Bühnenschauspielerei. Er hätte diesen armen Mann schon gespielt, in Lichtensteig. Ob er für dieses Stück übe, frage ich. Er verneint. Er übt für eine Rolle des Stücks „Besuch einer alten Diva“, das er im Keller Theater62 in Zürich in einer tragenden Rolle spielen darf.

Brisant. Denn, kennen sie die MeeTo Bewegung? Klar, aber halt, natürlich nicht praktisch, sage ich. Hier sei es genau anders, in diesem Bühnenstück. Die Diva mache sich tüchtig an einen jungen Mann heran. Gutes Thema, denke ich. Und, wieso hat das MeeTo so wenig thematisiert?

Es ist ein amüsantes Gespräch, das sich über eine halbe Stunde erstreckt. Herr Peier gibt mir eine Menge Kostproben seines Könnens. Fühle mich wie bei einer Vorstellung von Malloney, dem DRS 3 Detektiv. Jeder Spruch platziert und garantiert ein Lacher wert, oder zumindest ein Schmunzeln.

Zuletzt der Austausch über die Sauberkeit am Schwendisee. Denn das ist es hier, sauber. Trotz der jugendlichen, die ab und zu mal abhängen bei der Feuerstelle auf der Wiese. Nein, sage ich, kein Littering, oder sehr minim. Alles schön dort, wo es hingehört, im Kübel. Auch bei den Jungen. Das sei dort, wo er wohne ein anderes Bild, am Zusammenfluss von Sihl und Limmat in Zürich. Nicht wenige Tage, an denen er achtlos liegengelassenen Abfall beseitigt.

Schliesslich fahre ich ein fünftes Mal an ihm vorbei. Er ist aufgestanden und geht Richtung Strasse. Beim Vorbeifahren grüsst er, er weiss jetzt meinen Namen. Und ich habe seinen noch nicht vergessen. Es wird jetzt Mittag und ich mache noch eine Tour zur Glockenbühne, wo ich noch den Zaun mit einer frischen Latte befestige, bevor es nach Hause geht.

KellerTheater62: https://keller62.ch/

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