Donnerstag, 12. August 2021

Der Ton der Erziehung

 

Der Ton der Erziehung oder wie der Klang der Massnahme tönt

Bild: Wolkentürme über der  Schwendi


Erziehung kennt eigentlich zwei Lager. Die Einen erziehen antiautoritär, die Anderen mit einer harten Linie. Dann sind noch die, die hin und her switchen. Darum geht’s aber hier in diesem Text nicht. Es geht darum, wie Erziehung tönt. Kann man dabei anstatt zu toben lachen, fröhlich sein, oder sollte man gar weinen?

 

Wir kennen sie alle; die Bilder der glücklichen Familie aus der Werbung. Da eine frohe Mutter, die dem Kind eine Geschichte erzählt; dort ein Vater, der mit seinem Zögling Freizeit verbringt. Glückliche Tage zuhause, in der Natur, in der Freizeit, am Familientisch in der Küche. Strahlende Hochglanzbilder von harmonischem Zusammensein. Bloss, was passiert vor und nachher, wie ist es zu dieser glücklichen Situation gekommen? War das immer so, oder musste im realen Leben dafür eine Menge investiert werden? Fragen über Fragen, würde Gandalf, der Zauberer aus der Herr der Ringe sagen, die an dieser Stelle beantwortet werden sollen.

Die Klanginstrumente haben alle eine Funktion. Sie sollen tönen. Der Besucher schlägt auf den Klangpilz, worauf ein metallisches Scheppern ertönt; oder er spielt beim Kuhglöckler die Melodie, die mit Farbe bezeichnet ist; oder er lässt beim Schalenglütt die Kugeln kreisen wie der Senn seinen Taler. Alle Instrumente erbaut, um durch eine Klang, einen Ton, das Herz zu erfreuen.

Sagen wir mal, Erziehung ist ein solches Instrument. Und die Massnahme lässt sie ertönen. Denn Erziehung soll ja eine lehrhafte Wirkung haben. So weit so gut, denn als gute Pädagogen haben wir ja über die Massnahmen nachgedacht. Was ist, wenn aber Erziehung völlig aus dem Ruder gerät? Wenn die Massnahme scheppert und überhaupt nicht lustig tönt? Wenn sie eine unheimliche Note hat wie das Röhren eines Junghirsches?

Wenn die Erziehung zornig wie eine Gewitterwolke daherkommt, tönt sie erstmal alles andere als fröhlich. Gefühle der Wut und der Ohnmacht entladen sich abrupt und geben der Erziehung eine lautstarke Wendung. Die Erziehung hat einen Missklang. Und die Massnahme wird dann im besten Fall eine gewesen sein, über die wir noch lange nachdenken.

Bleiben wir bei der Theorie. Wie könnte eine gute und in Weisheit angebrachte Massnahme sonst noch tönen? Wie tönt sie, wenn Pädagogen angespannt und verhalten ihren Plan umsetzen? Nur ja nicht die Kontrolle verlieren. Es sei hier einfach mal festgestellt, es gibt sie nicht, die Erziehung, die einhergeht mit einem fröhlichen Lachen. Und gleich sei auch erwähnt, die Strahlebilder von harmonischen Familien in der Werbung, haben nichts mit Erziehung zu tun. Das eingeführte Bild von den erzeugten Tönen schwankt. Während sie bei einem Instrument immer erfreuen, ist eine Massnahme der Erziehung – denn sie soll ja das Gute im Kind bewirken – erstmal mit einem Misston behaftet. Das Resultat, zum Beispiel ein guter Charakterzug, ist dann wieder ein voller, schöner Klang.

Die Bibel spricht sogar von Zucht. Ein altes Wort. Ein ungeliebtes Wort. Wer sein Kind liebt, züchtigt es. Und wir denken an die Rute. Es muss aber nicht die Rute sein. Soweit sollten wir, die moderne Gesellschaft doch gekommen sein, dass eine gute Erziehungsmassnahme viel mehr als die Rute ist. Und Zucht hat den Geruch von strenger Ordnung, was mit einer guten Erziehung ja auch nicht gemeint ist.

Um es knapp und klar zu benennen: Um zu einem glücklichen Bilderbuchleben zu kommen, braucht es Erziehungsmassnahmen. Und sie müssen nicht gleich volltönend sein. Der Ton darf und soll mit angezogener Handbremse daherkommen. Ein Wort der Zurechtweisung, ein Stopp, ein Zeigen wie es auch noch gehen könnte, etc. Massnahmen eben, die nicht gleich wie der beste Refrain eines Rocksongs daherkommen müssen, aber auch nicht wie gerappte Schelte. Aber sie können sein wie ein Ton eines Instruments, das letztendlich Freude bewirkt.


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