Montag, 2. August 2021

Kultur und Natur im oberen Toggenburg

 


Die Sache mit dem Naturverständnis

Bild: fantastische Stimmung auf der Sellamatt 


Still und ruhig liegt der Schwendisee da. Er verbreitet ein Hauch von Ewigkeit. Den warmen Geruch von feinen Salbölen. Es mögen die Wolken ziehn, die Winde wehn, dunkle Schatten liegen, grell das Licht der Sonne brennen, tiefe Ruhe herrschen; die Natur vermag zu überzeugen. Und sie vermag uns zu erreichen. Sie hat Zugang zu unseren Herzen, wärmt die Seele, erfrischt den Geist.

So vermag es überhaupt nicht zu verwundern, dass sich viele Berg- und Naturliebhaber daran festhalten. Daran, dass die Natur möglichst unverändert bleibt. Dass der Mensch, wenn er dann eingreifen muss, höchst dezent eingreift. Vor allem an den Orten in höheren Lagen, im Gebirge, den Alpen, in den intakten Waldgebieten, in den Mooren und- natürlich in der Gegend rund um den Schwendisee und den Klangweg.

Da vermag die Anruferin, sie hat den Artikel über den neuen Klangwegmacher und Schwendiseewart im Werdenberger gelesen, durchaus zu irritieren. Dem Referat am Telefon über den richtigen Umgang mit der Natur ging eigentlich ein Lob voraus. Vorbildlich, wie sauber es immer um den Schwendisee sei. Wie wir hier oben die Natur pflegen, hegen, schätzen. Bin natürlich happy, das zu hören. Keine Ahnung, was mich aber im Nachhinein am Anruf aus dem Städtchen Werdenberg – ich googelte natürlich die Nummer- am meisten störte. War es das unvermeintliche «aber» nach einer guten Kritik, war es das Unverständnis über das touristische Zugpferd Nummer eins, den Klangweg; oder war es einfach, weil sie mich auf dem falschen Fuss erwischt hat.

Auf jedenfall referiert die Frau ihre Meinung zum Thema Umgang mit der Natur, dem Verhalten des Menschen ihr gegenüber; und was sich gehört und was nicht.

«Viel zu laut», sagt sie, und meint die Klänge und Töne, deren Ursprung auf dem Klangweg liegen. Das Heulvelo, der Schellenbaum; die Kinder, die in Scharen mit ihren Familien über das touristische Highlight hier oben pilgern; Freude haben, Spass empfinden und: sich dabei aber so richtig mächtig entspannen.

Könnte man an dieser Stelle diskutieren, warum denn die grosse Mehrheit der Menschen dauernd einen Anlass, etwas Organisiertes brauchen, mit dem sie sich beschäftigen können. Müssig! Die wenigsten von uns haben Freude an einem Naturasketismus; daran, ohne gute Ausrüstung und Vorgabe und Ziel in die «Wildnis» zu gehen. Die meisten wollen einen Anlass, und sei es nur die bestimmte Interessengruppe wie zum Beispiel die Biker.

Die Natur, um ein Bild zu bemühen, beherbergt sie alle wie ein riesiger Adler unter seinen Flügeln.

Der Lärm, den die gute Frau erwähnt, und der nach ihrer Meinung nicht in die Natur gehört, ist schon da. Die Bahn, die motorisierten Gefährte, die Landwirte, das Vieh auf den Alpen; und nicht zu vergessen die ständigen Übungsflüge über dem oberen Toggenburg.

 Das habe ich nicht erwähnt. Erwähnt aber habe ich, dass der Klang, die Resonanz eines Klangkörpers zum Kulturgut im oberen Toggenburg gehört. Dass es absolut nicht aus dem hiesigen Verständnis von Kultur wegzudenken ist. Und natürlich, dass nach meinem Empfinden der Klangweg eine einmalige Sache ist. Was der Erfolg verkündet.

Nun ja, ich habe freundlich aber bestimmt den Standpunkt erklärt, wir konnten uns nicht einigen und legten auf. Und ich denke weiterhin an die riesigen Flügel des Adlers. Wie unter seinen Fittichen wirklich alles Platz hat.

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